Pfingsten
Das Wort "Pfingsten" kommt vom griechischen "pentekoste, was "der fünfzigste Tag" bedeutet. Das Pfingstfest folgt also 50 Tage nach dem Ostersonntag, der eigentliche Festtag ist demnach der Pfingstmontag. Am 50. Tag nach Ostern ist den Aposteln der Heilige Geist erschienen. Dieses Ereignis gilt bis heute als "Geburtstag der Kirche". Eng mit dem Pfingstfest verbunden ist die Taufe, in der ebenso der Geist Gottes auf die Menschen herabkommt. Pfingsten ist auch der Abschluss der Osterzeit.
Pfingsten ging wie Ostern aus einem jüdischen Fest hervor. Es war ursprünglich ein Erntefest mit Dankopfern. Während das Passah-Fest (Ostern) den Beginn der Getreideernte markierte, wurde am fünfzigsten Tag darauf der Schawuot begangen, der Tag der Darbringung der Erstlingsfrüchte. Als christliches Fest wurde Pfingsten erstmals im 4. Jh. erwähnt.
Bauernregeln
1. Wenn es zu Pfingsten regnet, regnet es sieben Sonntage hintereinander.
2. Wenn es zu Pfingsten regnet, wird keine Frucht gesegnet.
3. Pfingstregen bringt reichen Weinsegen!
4. Nasse Pfingsten - fette Weihnachten.
5. Helle Pfingsten - dürre Weihnacht.
Das Pfingstfest früher
Das Pfingstfest unterliegt in Flarchheim einem sehr alten Brauchtum. Durch Forschungen in Tagebüchern von Herrn M.C. Thilo hat man festgestellt, dass die Bräuche um dieses Fest bereits bis zum Jahr 1848 belegt sind. Mit Hilfe einiger Aufzeichnungen von Herrn Erich Röth kann man den Ablauf des Festes wie folgt schildern:
- Zehn Tage vor Pfingsten wurde die Frühlingsfeier mit dem so genannten Antanzen begonnen, dieses fand auf dem Dorfanger und später im Gasthaus statt. Hierbei wurde der Ober- und Unterplatzmeister gewählt, der erstere übernahm freiwillig das Gelag/e (Trunk und Schmaus) und der Unterplatzmeister war für die Finanzen und die Organisation verantwortlich.
- Das Gelage wurde im elterlichen Haus des Oberplatzmeisters abgehalten, der die erforderlichen Räumlichkeiten für das Zusammensein der Pfingstgesellschaft zur Verfügung stellte.
- Nach deren Wahl wurden als nächstes ein Fahnenschwenker, welcher stets der älteste Bursche war und zwei Einschenker, welche die Jüngsten waren, benannt.
- Die eigentliche Prozedur begann am Pfingstsamstag. Nach dem Mittagessen versammelten sich alle Pfingstburschen im Gelag und zogen gemeinsam in den Wald. Dort traf man sich mit dem Holzläufer (= Holzaufseher/-knecht), welcher die Burschen zur Birke führte. Diese Birke wurde vorher vom Dorfschulzen oder Laubgenossenschaftsvorsitzenden zur Maie bestimmt.
- Nun begann ein uralter Brauch: Jedem Burschen standen 3 Axthiebe zu, als ersten dem Oberplatzmeister, als zweiten dem Unterplatzmeister, dann dem Fahnenschwenker und danach den Pfingstburschen (dies wiederholte sich solange, bis der Baum umstürzte).
- Die Maie wurde nun von sämtlichen ästen bis auf den buschigen Wipfel befreit. Nach getaner Arbeit wurde Brot und Käse verzehrt, den Durst löschte man mit Branntwein und Bier.
- Gestärkt von der Mahlzeit wurde die Maie aufgeschultert und der kilometerlange Rückweg ins Dorf (mit einigen Unterbrechungen bei denen gezecht u. gegessen wurde) angetreten.
- Am Ortseingang wurde die Maie gelagert und von den jüngeren Pfingstburschen gesichert und bewacht.
- Nach dem Festeinläuten durch die Kirchenglocken um 19.00 Uhr wurde die Maie durch das Dorf zum Gelag getragen.
- Mit musikalischer Begleitung und unter lauten "Hau-ruck" Rufen erfolgte das Aufstellen der Maie vor dem Haus des Oberplatzmeisters, danach wurde kräftig angestoßen und die Burschen tanzten ausgelassen um den Baum herum.
- Es folgte der erste Schmaus im Gelag und anschließend wurde getanzt und gelacht. Nach Mitternacht stellten manche Jungen ihren Pfingstbräuten eine Maie vor das Fenster oder vor das Tor, womit sie ihre Zuneigung zu der Angebeteten zum Ausdruck bringen wollten.
- Der Pfingstsonntag wurde der Tradition entsprechend, wie von der Kirche verlangt, dem Gottesdienst gewidmet und verlief ohne laute Feiern.
- Am Pfingstmontag sammelten die Burschen schon in aller Frühe Lebensmittel, welche von der "Gelagmutter" zur Zubereitung des traditionellen Warmbiers benötigt wurden. Es folgte die gemeinsame Einnahme dieses "Frühstücks".
- Danach zogen alle in die Kirche zum Gottesdienst. Am Nachmittag traf man sich auf dem Dorfanger, später auf dem Tanzboden des Gasthauses zum Pfingsttanz. Dieser wurde vom Oberplatzmeister mit seiner Pfingstbraut eröffnet. Nach einem Abendessen zuhause ging es wieder zum Tanz bis in die späte Nacht.
- Auch der dritte Pfingsttag wurde mit vielen Bräuchen begangen. Mit geschmückten Wagen und Musik zog man durchs Dorf zu den Häusern der Mädchen. Dort wurde eine "Pfingstpredigt" gehalten. Dabei sprachen der "Feine" auf Hochdeutsch und der "Bauer" nach Mundart abwechselnd und brachten in gereimter Form alle Untaten des vergangenen Jahres zum Besten. Mit der Pfingstpredigt wurden die Mädchen zur Feier eingeladen und es wurde ein Betrag genannt, welchen jeder zahlen sollte.
- Noch einmal ging es zum Tanz, allerdings wurden jetzt den Mädchen Lose zugeteilt, die dann gezogen werden mussten. Allerdings soll es dabei nicht immer mit rechten Dingen zugegangen sein, auch konnte man seine Pfingstbraut gegen Geld auslösen.
½ Liter Milch Nelken
100 g Zucker 2 Eigelb
20 g Mehl einige Löffel Sahne oder Rahm
- Das Antanzen zu Himmelfahrt findet nicht mehr statt.
- Um die Vorbereitungen für das Pfingstfest zu besprechen, trifft man sich in der Gaststätte.
- Der Ober- und Unterplatzmeister sowie der Fahnenschwenker werden schon für das kommende Jahr bestimmt. Diese einjährige Vorausplanung ist äußerst wichtig im Hinblick auf die Organisation der Kapelle und der Vorbereitungen zum Ablauf der Festtage.
- Die Anzahl der Einschenker wird durch die Größe der Pfingstgesellschaft bestimmt und von den jüngsten Pfingstburschen übernommen.
- Seit 1985 wurde das Gelag nur noch zum Treffen der Pfingstgesellschaft genutzt, da ab diesem Jahr die Maie auf dem Sportplatz aufgestellt wurde und ab 2003 vor dem Gasthof "Zur Forelle".
- Die Teilnahme Auswärtiger am Flarchheimer Pfingstfest wurde erlaubt, aber die Posten werden ausschließlich an Flarchheimer Pfingstburschen vergeben.
- Ein Höhepunkt, der traditionell auch heute noch mit viel Spaß und Gaudi verbunden ist, ist das Treffen der Pfingstburschen am Samstagmorgen, um eine Pfingstmaie im Wald zu fällen. Nach dem Fällen gibt es für alle durstigen Pfingstburschen Bier vom Fass, welches auf einer Schubkarre von den Einschenkern gezogen wird.
- Mit Bier gestärkt und gut gelaunt wird dann die Maie aufgeschultert und der kilometerlange Rückweg ins Dorf (mit einigen Unterbrechungen) angetreten.
- Am Ortseingang wird die Maie gelagert und von einigen Pfingstburschen bewacht.
- Nach dem Festeinläuten und im Beisein der Dorfbewohner und Pfingstmädchen wird die Maie durch das Dorf getragen und anschließend von den Pfingstmädchen geschmückt.
- Am Samstagabend treffen sich alle Pfingstburschen und Pfingstmädchen festlich gekleidet im Hause des Oberplatzmeisters, um gemeinsam zum Gasthof zu gehen und einzumarschieren. Nach dem Einmarsch begrüßt der Oberplatzmeister die Gäste und eröffnet mit seinem Pfingstmädchen den Tanz.
- Nach Mitternacht stellen die Burschen ihren Mädchen eine Maie vor das Haus.
- Der Sonntag beginnt mit dem Treffen im Gelag, um gemeinsam am Gottesdienst teilzunehmen. Am Nachmittag ziehen die Pfingstburschen mit ihren Mädchen durch das Dorf zum Saal, wo der Kindertanz durch den Platzmeister eröffnet wird. Am Abend trifft man sich auf dem Saal zum Pfingsttanz.
- Das Verlesen der Pfingstpredigt findet nunmehr am Pfingstmontag statt.
- Zwei festlich geschmückte Kutschen mit einer Musikkapelle ziehen durch die Straßen von Haus zu Haus, um den Bewohnern ein Ständchen zubringen. Ein Tusch wird gespielt und ein dreimal Hoch auf die Familie ausgesprochen, veranlasst diese sich mit einer Geldspende zu bedanken.
- So zieht sich der alljährliche Montagsumzug über mehrere Stunden hin, bis der "Feine" auf Hochdeutsch und der "Bauer" nach Mundart bei allen Pfingstmädchen die Pfingstpredigt verlesen hat.
- Diesen Tag lassen alle Mitwirkenden im gemütlichen Beisammensein ausklingen.
Sie ziehen in den Hainich bei Regen, Wind oder Sonnenschein,
fällen eine Birke und tragen sie heim.
Nach dem Abendläuten wird sie durch den ganzen Ort getragen.
Kein Pfingstbursche hat sich je beklagt.
Auf dem Festplatz wird eine Birke aufgestellt.
Die Dorfbewohner schauen zu und denken an ihre Jugendzeit.
Diesen Brauch unserer Ahnen mögen noch viele Generationen hegen.
Gut, wer seine Heimat liebt und das Gute pflegt.
Frohsinn, Tanz und Spiel in der Freizeit,
Gott bewahre unsere Jugend vor Krieg und Leid.