Das Flarchheimer Backhaus

Pächter des Flarchheimer Backhauses

 

1873 - 1875 Konrad Zeng
1876 - 1878 Michael Herbig für 185 M jährl.
1879 - 1881 Peter Kliem für 255 M jährl.
1903 - 1905 Karl Schade für 246 M jährl.
1906 - 1923 Heinrich Mey für 245 M jährl.
1924 - 1926 Karl Kley für 155 M jährl.
1927 - 1931 Karl Kley für 500 M jährl.
1932 Karl Kley II für 415 M jährl.
1933 - 1935 Karl Zeng für 423 M jährl.
1936 - 1944 Walter Setzkorn für 523 M jährl.
1945 - 1966 Walter Setzkorn
1967 - 1973 Ulrich Weiß

 

Auszug aus dem Pachtvertrag

  • §10
    Die zum Backen nötigen Wellen dürfen weder auf den Gottesacker (der damals noch mit Gräbern belegt war) noch auf die Umfriedung desselben gelegt werden.
  • §13
    Dienstag, Donnerstag und Sonnabend sind die Backtage.
  • §14
    Obstwelken und Möhrendürren ist bei Strafe verboten.
  • §17
    Der Backlohn beträgt:
    • 1 Brot 3 Pfg.
    • Wer 6 Brote bäckt, darf 1 Schüsselkuchen mitbacken;
      wer über 6 Brote bäckt, darf 2 Schüsselkuchen mitbacken.
    • 1 Blechkuchen oder 1 Blech Stiezeln 3 Pfg.
    • 1 Stietzel ohne Blech 1 Pfg.
    • An Festtagen für jeden Schüsselkuchen 1 Pfg
    • 1 Blech Möhren 2 Pfg.
    • Jede Pfanne oder Topf 2 Pfg.
  • §20
    Wer zu Taufe oder Hochzeit Kuchen allein backen will, gibt von 3 Kuchen 2 gewöhnliche oder 5 Kuchen oder 2 große Wellen.
    Zu jedem Feste liefert das Haus 2 oder 3 Wellen.


Unterschriften: Friedrich Konrad Zeng, Bäcker
Flarchh. 1.4.1873

 

 

Das Dorfgericht:   Zeng, Schulze
    Bang, Schöppe
    König, Gemeindeschreiber

 

 

 

Ein Rezept zum Brotbacken aus alter Zeit

 

Wichtig:

 

 

Man versteht unter Brot ein Gebäck aus Roggenmehl. Es gibt verschiedene Arten Roggenmehl, helleres und dunkleres. Beim Backen richtet man sich mit der Sorte des Mehls nach dem Geschmack der Familienmitglieder. Von der guten Beschaffenheit des Mehles hängt natürlich auch das Gelingen des Brotes ab. Das Mehl sowohl als auch die Backgegenstände sind am Tage vor dem Backen in einen warmen Raum zustellen.

 

Zutaten:
  • 30kg Roggenmehl
 
  • 40g Hefe
 
  • ¾kg Sauerteig
 
  • 20l Wasser
 
  • 375g Salz
 
  • 75g Kümmel

 
Zubereitung:

 

 

Am Abend vor dem Backen säuert man das Brot ein, dazu verwendet man 1/3 des durchgesiebten Mehles. Man löst den Sauerteig und die Hefe in 15 l lauwarmes Wasser vollständig auf und schüttet es in das Mehl, verrührt es mit demselben zu einem dicken Brei, schüttet 3 Hände voll Mehl über den Teig, deckt ihn zu und lässt ihn bis zum nächsten Morgen gären.

 

Dann salzt man den Teig, schüttet etwas Kümmel hinein und knetet das andere Mehl mit den Händen nach und nach hinein und zwar solange, bis der Teig nicht mehr an den Händen kleben bleibt, sondern sich ablöst.

 

Nun wirkt man den Teig auf dem Tisch zu großen Broten aus und knetet solange, bis sich keine Risse mehr zeigen, säubert den Backtrog, streut Mehl hinein und legt die Brote hinein, um sie nochmals aufgehen zu lassen. Nach 2 Stunden ungefähr teilt man dann den Teig in beliebig große, lange oder runde Brote (2-5 kg schwer), legt sie auf Bretter oder in so genannte Brotnester, bestreicht sie mit Wasser, bestreut sie mit Salz und Kümmel und bäckt sie entweder selbst in einem gut geheizten Backofen 1 Stunde oder überlässt die Brote der Fürsorge des geübten Bäckers.

 

Statt Wasser zum Einsäuern kann man auch 1/3 Teil süße Magermilch oder Buttermilch verwenden. Die Milch erhöht den Nährwert und trägt zum Wohlgeschmack bei. Verwendet man Buttermilch, so kann man etwas Sauerteig weniger verarbeiten. Das Salzen geschieht stets morgens nach der ersten Gärung, weil Salz die Gärung beeinträchtigt.

 

Historisches Backhaus wieder zum Leben erweckt

 

Es ist schon ein Schmuckkästchen geworden, die historische Backstube in Flarchheim.

 

Nach umfangreichen Bauarbeiten mit der finanziellen Unterstützung des Landwirtschaftsamtes Leinefelde im Rahmen des Förderprogramms zur
"Stärkung des ländlichen Raumes" ist es der Gemeinde Flarchheim gelungen, das ehemalige Backhaus in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. So wurde der noch vorhandene alte Backofen restauriert, die Fassade in den althergebrachten Zustand versetzt und der Innenraum mit traditionellem Zubehör ausgestattet.

Letztmalig im Jahr 1973 wurden noch Brot und Kuchen gebacken. Dann endete die Nutzung des Backhauses. Schon seit langer Zeit hegte der Bürgermeister und manch Einheimischer die Idee, eine neue "alte Backstube" zu gemeindlichen Höhepunkten und als eine Art "Erlebnismuseum" zu besonderen Anlässen und Gelegenheiten zu nutzen, um die interessante alte Handwerkskunst des Backens anschaulich darzustellen.

 

Und dann, am 3. Advent 2006, nach genau 33 Jahren, war es endlich soweit. Die Gemeinde Flarchheim präsentierte ihr historisches Backhaus am 17. Dezember, ab 13.30 Uhr zum "Tag der offenen Tür" in Verbindung mit dem Weihnachtsmarkt. Alle Interessierten waren herzlich eingeladen mitzuerleben, wie in altbewährter Weise leckeres Brot im historischen Backofen gebacken und anschließend zur Verkostung gereicht wurde. Die Besonderheit des Backofens besteht darin, dass die Befeuerung holzbetrieben vorgenommen wird und einheimisches Buchenholz zum Einsatz kommt. Daraus ergibt sich jedoch eine längere Anheizphase, die immer gewährleistet sein muss.

Den "Tag der offenen Tür" konnte die Gemeinde als vollen Erfolg verbuchen. Deshalb sieht sie sich in der Pflicht, dieses Erbe der Väter zukünftig der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Gerade der jüngeren Generation darf diese alte Handwerkskunst nicht vorenthalten werden.

 

Einige Helfer haben bei Arbeitseinsätzen mitgewirkt, die Backstube herzurichten und funktionstüchtig zu machen. Viele Flarchheimer spendeten bzw. stellten Backutensilien, Backrezepte, Geschirr und Wäsche aus alter Zeit für die Ausgestaltung der Backstube zur Verfügung. Allen sei nochmals an dieser Stelle ganz herzlich gedankt.

 

Besuchen Sie uns

Wir laden Sie ein, Geschichte in Form eines alten Handwerks hautnah zu erleben - zum Anfassen und Schmecken.

Mit einer formlosen Anmeldung (siehe Infos) bieten wir für Schulklassen, Vereinsausflüge und Touristengruppen an:

 

  • Schauvorführung des alten Backhandwerkes
  • Technische Erläuterung zu Bau und Funktion des Backofens
  • Gewährung von Einblicken in die Ortsgeschichte von Flarchheim

 

Den Besuch unseres historischen Backhauses können Sie gern mit touristischen Angeboten unserer Nachbargemeinden, wie z.B. Trachtenmuseum Mülverstedt, Trabiparadies Weberstedt oder Opfermoor Niederdorla kombinieren.

Wenn Sie Leib und Seele etwas Gutes bieten möchten, dann genießen Sie die Gastlichkeit unseres Gasthofes "Zur Forelle".

Wir freuen uns auf ihren Besuch und versprechen Ihnen erlebnisreiche und informative Stunden in unserer Gemeinde und dem "Hainichland".